Auto ohne Radio? Wie die EU-Initiative „Radio Ready“ jetzt kämpft
Die EU-Initiative “Radio Ready” kämpft für das Autoradio, das in modernen Autos von Streamingdiensten und digitalen Systemen verdrängt zu werden droht. Gemeinsam wollen europäische Rundfunkanstalten und Partner sicherstellen, dass Radio auch in Zukunft fest im Fahrzeug verankert bleibt – einfach, sichtbar und zuverlässig.

Das Radio im Wandel: Warum sein Platz im Auto plötzlich nicht mehr sicher ist
Wenn wir ins Auto steigen, greifen viele von uns instinktiv zum Radiosender-Knopf. Egal ob auf dem Weg zur Arbeit, in den Urlaub oder einfach auf dem täglichen Weg durch den Stadtverkehr – das Radio begleitet uns, informiert, unterhält und verbindet. Doch in einer Zeit, in der Autos zunehmend zu digitalen Hightech-Zentralen werden, steht diese Selbstverständlichkeit auf dem Prüfstand. Vernetzte Fahrzeuge bringen neue Infotainment-Systeme, Sprachassistenten und Streamingdienste mit – und drohen dabei, das klassische Radio an den Rand zu drängen.
Gegen diese Entwicklung formiert sich nun eine starke europäische Bewegung: die EU-Initiative „Radio Ready“. Sie wurde kürzlich auf der WorldDAB Automotive 2025 in Madrid vorgestellt und vereint erstmals öffentlich-rechtliche und private Rundfunkanstalten in einem gemeinsamen Ziel – das Radio im Auto dauerhaft zu sichern.
Eine Allianz für die Zukunft des Radios
Hinter der EU-Initiative „Radio Ready“ stehen einige der wichtigsten Akteure der europäischen Radiolandschaft: der Verband europäischer Radiosender, Bauer Media, die BBC, die Europäische Rundfunkunion (EBU), Global, NRJ, Radio France, RTL und Sveriges Radio. Unterstützung kommt zudem von der griechischen Antenna Group, Radio Hamburg und sogar von der australischen Rundfunkorganisation CRA. Diese breite Allianz zeigt, wie ernst die Lage ist – und wie groß die Einigkeit: Das Radio muss auch in der Ära der vernetzten Mobilität ein fester Bestandteil des Fahrerlebnisses bleiben.
Die Initiative verfolgt drei zentrale Prinzipien:
- Radio muss präsent und einfach zugänglich bleiben
- Radio-Apps müssen leicht zu finden und intuitiv zu bedienen sein
- Sprachassistenten sollen zuverlässig Radio wiedergeben können
Diese Leitlinien sind mehr als technische Forderungen – sie sind ein Plädoyer für kulturelle Vielfalt, Informationsfreiheit und gesellschaftlichen Zusammenhalt.
80 Prozent Audio – und ein unschlagbarer Begleiter
Aktuelle Zahlen sprechen eine klare Sprache: Rund 80 Prozent des gesamten Audio-Konsums im Auto entfällt derzeit auf das klassische Radio. Kein anderer Kanal erreicht im mobilen Alltag der Menschen eine solche Reichweite. Dabei ist Radio nicht nur Unterhaltung – es ist auch ein Stück Alltagssicherheit. Bei Staus, Unfällen oder Unwettern liefert es sofortige, verlässliche Informationen. Es begleitet Millionen Menschen, unabhängig von Datentarifen, Empfangsproblemen oder Batterielaufzeiten.
Edita Kudláčová, Leiterin der Radioabteilung der Europäischen Rundfunkunion, bringt es auf den Punkt:
„Radio war schon immer ein beliebter und zuverlässiger Begleiter in unseren Autos. Ich kann mir nicht vorstellen, was die Lücke füllen könnte, wenn es jemals vom Armaturenbrett verschwinden würde.“
Dieser Satz trifft den Kern des Problems. Denn wenn Autohersteller beginnen, Radiotuner aus den Standardausstattungen zu entfernen oder sie hinter digitalen Menüs zu verstecken, wird Radio aus dem Bewusstsein gedrängt – und mit ihm ein entscheidender Kommunikationskanal für Gesellschaft, Wirtschaft und Demokratie.
Radio: mehr als nur Unterhaltung
Gerade in Krisenzeiten zeigt sich die wahre Stärke des Radios. Während Netze überlastet sind oder Apps nicht laden, funktioniert der Radiokanal weiter – schnell, unabhängig und verlässlich.
Tobias Nielsen, Senior Vice President Digital bei Bauer Media, betont daher die gesellschaftliche Verantwortung:
„Die Zusammenarbeit mit der Automobilindustrie ist unerlässlich, um sicherzustellen, dass die Menschen auch in Zukunft in vernetzten Autos Radio empfangen können.“
Doch auch wirtschaftlich bleibt Radio ein starkes Medium. Für Marken, Händler und Dienstleister ist es der direkte Draht in den Alltag der Konsumenten – regional, emotional und glaubwürdig. Kein anderes Medium schafft es, Zielgruppen im Moment ihrer Kaufentscheidung zu erreichen – nämlich unterwegs. Das Autoradio ist damit nicht nur ein Kulturgut, sondern auch ein unverzichtbarer Wirtschaftsfaktor.
Innovation und Kooperation statt Nostalgie
Die EU-Initiative „Radio Ready“ steht dabei nicht für Rückschritt, sondern für Fortschritt. Sie will sicherstellen, dass das Radio in der digitalen Mobilität der Zukunft einen gleichberechtigten Platz behält – integriert, modern und benutzerfreundlich. Moderne Hybridradios, smarte Sprachsteuerungen und nahtlose Integration in digitale Cockpits zeigen, dass Radio längst Teil der vernetzten Zukunft ist. Entscheidend ist, dass es sichtbar, zugänglich und bevorzugt bleibt – nicht als App unter vielen, sondern als Kernfunktion im Fahrzeug.
Hier liegt auch die Verantwortung der Autohersteller: Wer Fahrzeuge baut, die den Menschen dienen, muss verstehen, dass Audio-Erlebnisse nicht nur aus Streaming bestehen. Das Live-Radio bietet Orientierung, Gemeinschaft und Vertrauen – Werte, die kein Algorithmus ersetzen kann.
Ein gemeinsamer Appell
Für uns als Radiovermarkter ist klar: Radio ist nicht Vergangenheit, sondern Zukunft. Es vereint Reichweite, Relevanz und Resonanz – gerade im Auto, wo Aufmerksamkeit und Emotion Hand in Hand gehen. Wenn Hersteller, Entwickler und Rundfunkpartner zusammenarbeiten, kann das Radio auch in der Welt der E‑Mobilität, KI und Cloud-Dienste seine Stärke voll ausspielen.
Die EU-Initiative „Radio Ready“ ist ein klares Signal an die Branche und an die Politik: Das Autoradio darf nicht verschwinden. Denn wenn wir die Stimme aus dem Lautsprecher verlieren, verlieren wir ein Stück Verbindung, Sicherheit und Vielfalt auf unseren Straßen.

Quellen: Foto von Wavy_ revolution von Pexels: https://www.pexels.com/de-de/foto/auto-radio-tasten-autoinnenraum-14992308/
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