Künst­li­che Intel­li­genz in Deutschland

Die Zukunfts­tech­no­lo­gie “Künst­li­che Intel­li­genz (KI)” ist schon lange in aller Munde. Doch es fehlt trotz sechs Jahr­zehn­ten For­schung an einem Grund­ver­ständ­nis in Poli­tik, Wirt­schaft und Gesell­schaft wel­ches Poten­zi­al in der Künst­li­chen Intel­li­genz steckt.

Beitragsbild_KI-Monitor-2020

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Defi­ni­ti­on der Künst­li­chen Intelligenz 

Jeder hat von dem Mega­trend der Künst­li­chen Intel­li­genz schon ein­mal etwas gehört, doch in Gesprä­chen und Dis­kus­sio­nen macht noch immer gefähr­li­ches Halb­wis­sen die Runde. Aber was ist Künst­li­che Intel­li­genz denn jetzt eigent­lich genau?

Künst­li­che Intel­li­genz (KI), im Eng­li­schen Arti­fi­ci­al Intel­li­gence (AI), ist eine empi­ri­sche Dis­zi­plin und gehört zur Infor­ma­tik. Die KI erforscht Mecha­nis­men des intel­li­gen­ten mensch­li­chen Ver­hal­tens. Das geschieht durch Simu­la­tio­nen mit Com­pu­ter­pro­gram­men, wel­che Maschi­nen in die Lage ver­setzt, aus Erfah­rung zu lernen.

Der Begriff “Künst­li­che Intel­li­genz” geht auf den US-Infor­ma­ti­ker John McCar­thy aus dem Jahr 1956 zurück. Er nutz­te die­sen bei der Vor­stel­lung von Pro­gram­men, die Schach und Dame spiel­ten oder Texte inter­pre­tie­ren konnten.

Unter­schied­li­che Dis­zi­pli­nen der Künst­li­chen Intelligenz 

Die KI unter­teilt sich in unter­schied­li­che Teil­dis­zi­pli­nen wie Machi­ne Lear­ning, Deep Lear­ning und Bots.

Machi­ne Lear­ning – maschi­nel­les Ler­nen – ist wahr­schein­lich eines der bekann­tes­ten Teil­ge­bie­te der KI. IT-Sys­te­me ler­nen Mus­ter und Gesetz­mä­ßig­kei­ten, die sie nach der Lern­pha­se für eine Ent­schei­dungs­fin­dung her­an­zie­hen kön­nen. Dazu wer­den Algo­rith­men ver­wen­det, die auf Trai­nings­da­ten beru­hen. So kann ein Sys­tem dann in Zukunft auch unbe­kann­te Daten beur­tei­len, und durch Erfah­run­gen sowie einem gro­ßen Daten­satz ent­steht künst­li­ches Wis­sen. Zu den Anwen­dungs­ge­bie­ten zäh­len hier: auto­ma­ti­sier­te Dia­gno­se­ver­fah­ren, Akti­en­markt­ana­ly­sen, Sprach- und Tex­terken­nung und auto­no­me Systeme.

Deep Lear­ning ist eine spe­zi­el­le Metho­de der Infor­ma­ti­ons­ver­ar­bei­tung und gehört zur Dis­zi­plin des o.g. Machi­ne Lear­ning. Grund­sätz­lich han­delt es sich um die Daten­ana­ly­se mit­hil­fe von neu­ro­na­len Net­zen. Diese neu­ro­na­len Netze haben die bio­lo­gi­sche Struk­tur von Neu­ro­nen im Ner­ven­sys­tem als Vor­bild. Die Künst­li­che Intel­li­genz kann dann Struk­tu­ren erken­nen, Infor­ma­tio­nen sor­tie­ren und diese eva­lu­ie­ren. Dabei ist das Sys­tem immer am Ler­nen und ver­knüpft das Gelern­te wie­der mit neuen Inhal­ten. Somit erhöht sich die Wahr­schein­lich­keit, das rich­ti­ge Ergeb­nis auszugeben.

Bots soll­ten aus der Online­welt mitt­ler­wei­le eben­falls allen bekannt sein. Die am meis­ten ein­ge­setz­ten Chat­bots sind auf Online­platt­for­men wie Web­shops und Fir­men­web­sei­ten ver­tre­ten. Diese über­neh­men auto­ma­ti­siert die Kom­mu­ni­ka­ti­on mit dem Nut­zer bzw. poten­zi­el­len Käu­fer. Außer­dem wer­den Craw­ler von Such­ma­schi­nen ein­ge­setzt, die das Inter­net gezielt und selbst­stän­dig nach gesuch­ten Inhal­ten durch­fors­ten. Hin­ter den Bots ver­birgt sich ein Com­pu­ter­pro­gramm, das wie­der­ho­len­de Auf­ga­ben abar­bei­tet. Die­ses han­delt auto­nom und fällt Ent­schei­dun­gen zu Aktio­nen selbstständig.

Im Fol­gen­den fin­den Sie Bei­spie­le für jede Disziplin:

West­pha­lia DataLab

KI-Moni­tor 2020 des BVDW – Sta­tus Quo

Doch wie weit ist die Ent­wick­lung der Künst­li­chen Intel­li­genz eigent­lich in Deutsch­land und wer ist der größ­te Trei­ber? Um diese Frage zu beant­wor­ten, hat der BVDW – Bun­des­ver­band Digitale Wirt­schaft e.V. – den KI-Moni­tor 2020 ins Leben geru­fen. Ziel ist es, den Sta­tus Quo fest­zu­stel­len, um dar­auf­hin Hand­lungs­emp­feh­lun­gen für die Poli­tik abzu­lei­ten. Die Rah­men­be­din­gun­gen bestim­men schließ­lich, wie die Künst­li­che Intel­li­genz in Wirt­schaft und Gesell­schaft aus­ge­stal­tet und genutzt wer­den kann.

Die Ergeb­nis­se für das Jahr 2020 sind in der fol­gen­den Abbil­dung dar­ge­stellt. Hier wurde das Jahr als Basis auf 100 nomi­niert, um Ver­än­de­run­gen im Ver­gleich gut erkenn­bar zu machen.

KI-Index in Deutsch­land ‑BVDW

Der Index­wert ist fast um acht Pro­zent, auf 107,85 % im Ver­gleich zum Vor­jahr, gestie­gen. Hier scheint beson­ders die Wirt­schaft als Trei­ber zu fun­gie­ren. Die deut­schen Unter­neh­men haben über­wie­gend eine posi­ti­ve Ein­stel­lung gegen­über dem Ein­satz von Künst­li­cher Intel­li­genz. Außer­dem steigt die Nach­fra­ge nach KI-rele­van­ten Fähig­kei­ten auf dem Arbeits­markt eben­falls.  Des Wei­te­ren wur­den 50 Pro­zent mehr KI-Paten­te als noch im Vor­jahr angemeldet.

Wie viel deut­sche Unter­neh­men nut­zen KI und wo ste­hen wir international?

Laut BGG nutzt knapp die Hälf­te der deut­schen Unter­neh­men Künst­li­che Intel­li­genz, aber nur ein Fünf­tel bereits pro­duk­tiv. Zum Ver­gleich: In China spre­chen wir von 85 % der Fir­men mit fast einem Drit­tel pro­duk­ti­vem Ein­satz. Und bei den Start-Ups sieht es noch gra­vie­ren­der aus. Es gibt unge­fähr 100 rele­van­te KI-Start-Ups. Im “klei­nen” Isra­el sind es  4‑mal und in Ame­ri­ka 10-mal so viel.

Wenn man ein Resü­mee zie­hen möch­te: Trotz aller posi­ti­ven Ent­wick­lung ist das Poten­zi­al von Künst­li­cher Intel­li­genz noch sehr groß. Daher hat der BVDW fol­gen­de Emp­feh­lun­gen für die Poli­tik abgeleitet:

  • die Hemm­nis­se bei der Imple­men­tie­rung von KI – gera­de im Mit­tel­stand – zu verringern
  • das Schaf­fen von Anrei­zen, das KI-Know-how im Unter­neh­men aufzubauen
  • Daten­ver­füg­bar­keit muss ver­bes­sert werden
  • Schaf­fung von Netz­wer­ken mit unter­schied­li­chen Rea­li­sie­rungs­part­nern aus der Wirt­schaft, For­schung und Gesellschaft

Mega­trend KI ist auch in der Bevöl­ke­rung angekommen

Die Deut­schen inter­es­sie­ren sich eben­falls mehr für das Thema Künst­li­che Intel­li­genz, was auf die Goog­le-Such­an­fra­gen zurück­zu­füh­ren ist. Die grund­sätz­li­che Ein­stel­lung der Bevöl­ke­rung zum Mega­trend kann durch die Mes­sung der Tona­li­tät in Print­me­di­en, sowie bei Dis­kus­sio­nen auf Twit­ter ana­ly­siert wer­den. Dies deu­tet auf eine neu­tra­le Ein­stel­lung und damit keine Ver­än­de­rung zum Vor­jahr hin. Der BVDW emp­fiehlt hier jedoch stark, die Gesell­schaft als wich­ti­ge Mit­trä­ge­rin der KI-Ent­wick­lung wahr­zu­neh­men und ein­zu­be­zie­hen. Außer­dem wird ein KI-Etik­la­bel für die Stär­kung des Ver­trau­ens vorgeschlagen.

Eins steht fest: Der Ein­satz von künst­li­cher Intel­li­genz ist ein Para­dig­men­wech­sel. Diese Tech­no­lo­gie ahmt men­schen­ähn­li­che Ent­schei­dungs­pro­zes­se nach und wird sowohl die Wirt­schaft, als auch das gesell­schaft­li­che Leben beein­flus­sen. Diese Ent­wick­lung kön­nen wir jetzt noch aktiv mit­ge­stal­ten und das soll­ten wir auch!

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