Pilot­pro­jekt: Kata­stro­phen­schutz mit DAB+

Der­zeit läuft ein Pilot­pro­jekt, um DAB+ Radio im Hin­blick auf den Kata­stro­phen­schutz zu tes­ten. Mit dem Echt­zeit-Warn­sys­tem “Emer­gen­cy War­ning Func­tion­a­li­ty” soll zukünf­tig auch das Digi­tal­ra­dio dazu genutzt wer­den, um gezielt gefähr­de­te Regio­nen zu warnen. 

Beitragsbild zum Artikel "DAB+ Radio 2022 – Aktuelle Zahlen & Zusatzdienst"

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Pilot­pro­jekt: Sicher­heits­war­nung über DAB+ Radios

UKW-Radios leis­ten in der Akti­vie­rung und der schnel­len Ver­brei­tung von aktu­ell wich­ti­gen Infor­ma­tio­nen ein außer­or­dent­li­che Rolle. Dies konn­te man gut beob­ach­ten, als es um die ukrai­ni­schen Flücht­lin­ge ging. Es galt, diese schnellst­mög­lich zu ver­sor­gen und auf Gast­fa­mi­li­en und Unter­künf­te zu verteilen.

Um auch Digi­tal­ra­di­os für zukünf­ti­ge Kata­stro­phen­fäl­le nut­zen zu kön­nen, wird diese Funk­tio­na­li­tät der­zeit in einem Pilot­pro­jekt getes­tet. Neben den audi­tiven Infor­ma­tio­nen sind DAB+ Gerä­te auf­grund der tech­ni­schen Mög­lich­kei­ten außer­dem in der Lage, Dis­play­tex­te aus­zu­lie­fern.  Die Fir­men TMT, mit dem Fraun­ho­fer IIS als Part­ner, Bay­ern Digi­tal Radio und Noxon arbei­tet über­grei­fend der­zeit an dem soge­nann­ten EWF-Sys­tem – ein Echtzeit-Warnsystem.

Was ist das EWF-System

Emer­gen­cy-War­ning-Func­tion­a­li­ty“ – kurz EWF – ist eine Zusatz­funk­ti­on, um die Bevöl­ke­rung im Kata­stro­phen­fall zuver­läs­sig über das Digi­tal­ra­dio zu war­nen. Die Men­schen erhal­ten dann direkt über das Digi­tal­ra­dio Infor­ma­tio­nen über Unwet­ter, Che­mie­un­fall, Ter­ror­an­schlag oder die Gefahr vor Hoch­was­ser. Ent­we­der unter­bricht die Warn­mel­dung selbst­stän­dig das aktu­ell lau­fen­de Pro­gramm oder es erfolgt eine ent­spre­chen­de Akti­vie­rung der DAB+ Gerä­te aus dem Stand-by-Modus. Des Wei­te­ren wer­den in den Radio-Dis­plays Warn­hin­wei­se in meh­re­ren Spra­chen und mit detail­lier­ten Instruk­tio­nen ausgeliefert.

Quel­le: Fraun­ho­fer Audio Blog

Digi­tal­ra­dio ist für diese Art von Infor­ma­tio­nen das idea­le Medi­um, da es im DAB+ keine Netz­über­las­tung gibt. Die Infra­struk­tur ist robust und über­schau­bar und kann daher die Bevöl­ke­rung zuver­läs­sig mit wich­ti­gen Warn­hin­wei­sen ver­sor­gen. Ob im Auto, Zuhau­se oder in der Arbeit, DAB+ Gerä­te sind mitt­ler­wei­le über­all ver­tre­ten und auch wenn es keine aktu­el­len War­nun­gen gibt, erhält man aktu­el­le Wet­ter- und Hintergrundinformationen.

Wich­tigs­ter Vor­teil von EWF

Alle Men­schen noch schnel­ler in Sicher­heit zu brin­gen, ist wohl der wich­tigs­te Grund hin­ter die­sem Zusatz­dienst. Denn die letz­ten Hoch­was­ser­ka­ta­stro­phen oder Amok­läu­fe haben ein­deu­tig gezeigt, dass in solch einem Fall die Mobil­net­ze nicht grei­fen und ver­sa­gen. Völ­lig über­las­tet oder schlicht­weg außer Betrieb, das kann den Sen­der­stand­or­ten mit UKW und DAB+  nicht pas­sie­ren. Alle Anla­gen sind red­un­dant abge­si­chert und bie­ten eine zuver­läs­si­ge, flä­chen­de­cken­de Ver­sor­gung. Ein wei­te­rer Vor­teil ist die viel­fäl­ti­ge Aus­lie­fe­rung der Notfallinformationen.

Es wer­den sowohl Audio- als auch Text­bau­stei­ne von einer inte­grier­ten Not­fall-Leit­stel­le direkt in das DAB+ Radio­netz ein­ge­speist. Zusätz­lich wer­den über „Dyna­mic Label“ (Text-Ticker) kurze Anwei­sun­gen und Infor­ma­tio­nen in Text­form aus­ge­ge­ben, um auch seh- und hör­ge­schä­dig­te Men­schen sowie nicht-deutsch­spra­chi­ge Per­so­nen zu errei­chen. Der Zusatz­dienst ist natür­lich für alle kos­ten­frei nutzbar.

Test der Soft­ware erfolgt in Bayreuth

Das EWF-Sys­tem steht seit dem 4. Mai 2022 in der inte­grier­ten Leit­stel­le Bay­reuth auf dem Prüf­stand. Mit­ar­bei­ter der Leit­stel­le erhiel­ten direk­ten Zugang zum Warn­ka­nal und sol­len dar­über Warn­hin­wei­se und Durch­sa­gen aus­strah­len. Dar­über hin­aus wird der Ser­vice durch Text­hin­wei­se von der Firma TMT ergänzt, die sich um die Soft­ware kümmert.

Der Test­be­trieb ist auf zwei Jahre ange­legt und erfolgt in zwei Regio­nen. Dazu gehört die mit­tel­frän­ki­sche Regi­on west­lich von Nürn­berg inklu­si­ve der Stadt Ans­bach sowie Teile Ober­bay­erns inklu­si­ve Rosen­heim. Als Modu­la­ti­on stellt die Media­school Bay­ern die nicht-kom­mer­zi­el­len Pro­gram­me M94,5 (Mün­chen) und max neo (Nürn­berg) zur Ver­fü­gung, die test­wei­se von Warn­mel­dun­gen unter­bro­chen wer­den sollen.

Wenn die Tests erfolg­reich ver­lau­fen, ist der nächs­te Schritt, die inte­grier­te Leit­stel­le in Bay­ern an das Sys­tem anzu­schlie­ßen, um so ganz Bay­ern mit den wich­ti­gen Infor­ma­tio­nen zu versorgen.

Fazit

Durch das Pilot­pro­jekt zum Kata­stro­phen­schutz mit DAB+ wer­den die Wei­chen gestellt, um die Men­schen im Kata­stro­phen­fall per Radio neben UKW nun zukünf­tig auch per DAB+ flä­chen­de­ckend errei­chen zu kön­nen. Mit dem Vor­teil der her­vor­ra­gen­den regio­na­len Ver­sor­gung leis­tet Radio damit einen wert­vol­len Bei­trag für die Gesellschaft.

Unser Tipp:
Nächs­te Woche wird “Emer­gen­cy War­ning Func­tion­a­li­ty- Kata­stro­phen­schutz im Digi­tal­ra­dio” eben­falls ein Thema auf den Lokal­rund­funk­ta­gen sein. Denn am zwei­ten Tag fin­det im Funk­haus Nürn­berg von 11:45 – 13:00 Uhr ein Vor­trag von Refe­rent Olaf Korte zu die­sem Thema statt. Er ist Grup­pen­lei­ter Broad­cast Appli­ca­ti­ons am Frau­en­ho­fer-Insti­tut für Inte­grier­te Schal­tun­gen IIS in Erlangen.

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