Wie KI unse­re Wer­be­welt ver­än­dern wird – Teil 2

Im zwei­ten Teil des Inter­views, mit zwei der drei Grün­der von Aflo­rith­mic, klä­ren wir wei­te­re span­nen­de Fra­gen: Wird KI den Ein­satz von ech­ten Stim­men lang­fris­tig gese­hen erset­zen? Wel­che Anwen­dungs­bei­spie­le gibt es Bereich Audio gibt und wer­den sich in Zukunft KI-basier­te Wer­be­kam­pa­gnen von her­kömm­li­chen Kam­pa­gnen unterscheiden?

Beitragsbild_KI-Aflorithmic

Worum es bis­her ging…

Anläss­lich des dies­jäh­ri­gen Radio Adver­ti­sing Sum­mit in Köln hat sich eines der Panel damit beschäf­tigt, wie KI unse­re Wer­be­welt ver­än­dern wird, denn in die­ser hat die Ver­wen­dung von künst­li­cher Intel­li­genz (KI) in den letz­ten Jah­ren stark zuge­nom­men. Hier­zu haben wir ein Inter­view mit zwei von drei Grün­dern des Soft­ware­un­ter­neh­mens Aflo­rith­mic, Dr. Timo P. Kunz und Björn Ühss, geführt.

Teil 1 des Inter­views kön­nen Sie im Arti­kel “Wie KI unse­re Wer­be­welt ver­än­dern wird – Teil 1” nachlesen.

Im zwei­ten Teil möch­ten wir noch fol­gen­den Fra­gen auf den Grund gehen:

Wird KI den Ein­satz von ech­ten Stim­men irgend­wann ganz erset­zen?  

Dr. Timo P. Kunz: Es wird in gro­ßen Tei­len dazu kom­men. Wir sehen die Ent­wick­lun­gen jetzt schon in den USA. In Deutsch­land wird sich die­ser Trend jetzt auch expo­nen­ti­ell ent­wi­ckeln und die Ergeb­nis­se wer­den sich wei­ter­hin ver­bes­sern.  

Wel­che Anwen­dungs­bei­spie­le von KI gibt es noch in Audio? 

Dr. Timo P. Kunz: Es gibt bereits Audio­bü­cher, die kom­plett von künst­li­chen Stim­men gespro­chen wer­den. Aus unse­rer Sicht sind jedoch kür­ze­re Inhal­te bes­ser geeig­net. Audio­bü­cher brau­chen, wie auch Radio­mo­de­ra­tio­nen, die mensch­li­che Imper­fek­ti­on. Was Men­schen aus­macht, ist die Varie­tät und Krea­ti­vi­tät. So wer­den Pod­casts zum Bei­spiel auch die letz­ten Ele­men­te sein, die mit KI pro­du­ziert wer­den, falls über­haupt. Ich bin immer noch sehr opti­mis­tisch, was das Berufs­bild des Spre­chers angeht, jedoch wird das Brot- und But­ter­ge­schäft sich ver­än­dern. Die Stim­me wird zukünf­tig wie ein Instru­ment funk­tio­nie­ren, mit diver­sen Ein­satz­mög­lich­kei­ten.   

Björn Ühss: Es gibt so viele Inhal­te, bei denen es kein ech­ter Spre­cher sein muss, wie z. B. die Ansa­ge von Wet­ter und Ver­kehr. In ande­ren Berei­chen sind Spre­cher auch aus mei­ner Sicht unab­kömm­lich. Ein Mode­ra­tor, der in z. B. in Mün­chen wohnt, weiß, was dort los ist und spricht die Spra­che der Hörer:innen. Die­ser ver­leiht der Radio­sen­dung Leben. Das wird sich nicht ändern.   

Wel­che Rolle spielt KI in der per­so­na­li­sier­ten Ziel­grup­pen­an­spra­che? Wie wich­tig ist es, eine per­so­na­li­sier­te Erfah­rung für Ziel­grup­pen in Audio­kam­pa­gnen zu schaf­fen, wenn KI in der Audio­wer­bung ein­ge­setzt wird? 

Björn Ühss: Men­schen mögen oft keine Wer­bung. Über­spitzt gesagt ist Wer­bung pene­trant, repe­ti­tiv und kei­ner möch­te immer das Glei­che hören. Wenn wir Men­schen etwas fra­gen, wür­den sie immer in Vari­an­ten ant­wor­ten. Per­so­na­li­sier­te Wer­bung ist rele­van­ter für Hörer:innen und bie­tet so eine bes­se­re Erfah­rung für sie. Das kann eine Per­so­na­li­sie­rung auf Ziel­grup­pen­e­be­ne oder Zeit­ebe­ne sein. Ich kann den Inhalt der Spots anhand von Geo-Infor­ma­tio­nen auf die Regi­on zuschnei­den oder das Wet­ter in der Spot­krea­ti­on berück­sich­ti­gen. Das funk­tio­niert schon längst im Digi­tal­mar­ke­ting und jetzt auch im Audio­mar­ke­ting.  

Wie wird sich die Ver­wen­dung von KI in der Audio­wer­bung auf Arbeits­ab­läu­fe von Wer­be­agen­tu­ren aus­wir­ken?  

Dr. Timo P. Kunz: Mar­ken fra­gen nicht nur ein­fa­che Stim­men an, son­dern buchen diese ver­mehrt auch in syn­the­ti­scher digi­ta­ler Ver­si­on. So wird es Agen­tu­ren mög­lich, Sto­ry­boards und Draft-Kam­pa­gnen schnel­ler zu gene­rie­ren. Wenn die Idee fer­tig ist, wird dann der pro­fes­sio­nel­le Spre­cher dazu geholt. Das bedeu­tet, dass ein Spre­cher den Ein­satz vor Ort opti­mier­ter pla­nen kann. Dem Markt hilft es, krea­ti­ve Ideen schnel­ler und kos­ten­ef­fi­zi­en­ter zu ent­wi­ckeln. Audio wird durch den Ein­satz von KI viel fle­xi­bler, per­so­na­li­sier­ter und rele­van­ter im Media­mix.   

Wer­den sich KI-basier­te Wer­be­kam­pa­gnen in Zukunft von her­kömm­li­chen Kam­pa­gnen unter­schei­den? 

Dr. Timo P. Kunz: Wahr­schein­lich nicht. Es wird aber mehr Rege­lun­gen geben müs­sen. In China muss zum Bei­spiel alles, was mit KI erstellt wird, mit einem Label auf­ge­lis­tet wer­den. Das wird streng­ge­nom­men und so ist es auch rich­tig.  

Björn Ühss: In einem hoch qua­li­fi­zier­ten Pre­mi­um­seg­ment mit Kam­pa­gnen, die natio­nal immer gleich sind, wird sich nicht viel ändern. Mar­ken haben ihre Stamm­spre­cher. Loka­le Varia­tio­nen las­sen sich auf jeden Fall digi­tal umset­zen.  

Das klingt nach einer rie­si­gen Chan­ce für Audio. Gibt es noch Hür­den in der deut­schen Sprach­syn­the­se?  

Dr. Timo P. Kunz: Wir nut­zen alle Stim­men, die wir im Markt fin­den kön­nen und bauen auch eige­ne Stim­men auf. Je grö­ßer die Aus­wahl an Optio­nen, desto bes­ser. Diese inte­grie­ren wir in unse­re Platt­form. Deut­sche Stim­men haben jetzt gera­de auch einen neuen Mei­len­stein erreicht. Wir fügen gera­de meh­re­re deut­sche Stim­men hinzu, die sehr gut und expres­siv klin­gen und von ech­ten mensch­li­chen Stim­men nicht mehr zu unter­schei­den sind. 

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Ein Blick in die Zukunft: Wie wird sich der Ein­satz von KI in der Audio­wer­bung in den nächs­ten Mona­ten ent­wi­ckeln? 

Dr. Timo P. Kunz: Die Lücke in der Ent­wick­lung von eng­li­schen und deut­schen syn­the­ti­schen Stim­men wird sich mehr und mehr schlie­ßen. Außer­dem wird sich die Zeit deut­sche Stim­men zu klo­nen deut­lich redu­zie­ren. Im Eng­li­schen dau­ert es nur noch 20–30 Minu­ten. Das wer­den wir in kur­zer Zeit für deut­sche Stim­men auch so umset­zen kön­nen. Zudem hat ChatGPT KI nun mas­sen­taug­lich gemacht. Das wird sich auch posi­tiv auf das Medi­um Audio aus­wir­ken. 

Björn Ühss: Das Volu­men von Audio­pro­duk­tio­nen via KI wird sich um Fak­tor 100 poten­zie­ren. Ideen kön­nen in viel­fa­cher Geschwin­dig­keit in Audio umge­setzt wer­den. Eine Kam­pa­gne, die bis­lang nur eine Audio­spot­ver­si­on beinhal­te­te, wird künf­tig hun­der­te Vari­an­ten haben. Wir wer­den ein­fach viel mehr und schnel­ler pro­du­zie­ren.  

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Über Aflo­rith­mic

Logo_AflorithmicAflo­rith­mic Labs, Ltd ist ein Tech­no­lo­gie­un­ter­neh­men mit Sitz in Lon­don und Bar­ce­lo­na. Die api.audio Platt­form ermög­licht eine voll­au­to­ma­ti­sche, ska­lier­ba­re Audio­pro­duk­ti­on mit Hilfe von Text-to-Speech, Voice Clo­ning und KI-gesteu­er­ter Nach­be­ar­bei­tung. Die erstell­ten Audio­da­tei­en kön­nen dann u.A. auf Web­sei­ten, Mobil-Apps oder Smartspea­k­ern aus­ge­spielt werden.

Mit die­sem Audio-As-A-Ser­vice kön­nen Unter­neh­men hoch­wer­tig-klin­gen­de Audio­da­tei­en ohne irgend­wel­che Vor­kennt­nis­se erstel­len: ange­fan­gen von ein­fa­chem Text bis hin zu Sound-Design und kom­ple­xer Tontechnik.

Das Team besteht aus hoch qua­li­fi­zier­ten Spe­zia­lis­ten für maschi­nel­les Ler­nen, Soft­ware­ent­wick­lung, Sprach­syn­the­se, KI-For­schung, Audio­tech­nik und Produktentwicklung.

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