KIM-Stu­die – wie Kin­der Radio hören

Die Kin­der for­men die digitale Zukunft. Aber wie navi­gie­ren sie die Medi­en­land­schaft der Gegen­wart? Mit der KIM-Stu­die 2022 lie­fert der Medi­en­päd­ago­gi­sche For­schungs­ver­bund Süd­west wert­vol­le Per­spek­ti­ven auf das Medi­en­nut­zungs­ver­hal­ten der 6- bis 13-Jäh­ri­gen in Deutsch­land. In die­sem Bei­trag legen wir ein beson­de­res Augen­merk auf die Radio­nut­zung. Wir haben uns gefragt, wie Kin­der Radio und Audio­in­hal­te hören.

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Kin­der besit­zen wenig eige­ne Geräte

Für die KIM-Stu­die 2022 wur­den in ganz Deutsch­land zwi­schen dem 2. Sep­tem­ber und 21. Okto­ber 2022 ins­ge­samt 1.219 Kin­der zwi­schen sechs und 13 Jah­ren sowie deren pri­mä­re Erzie­hungs­per­son befragt. KIM steht als Abkür­zung für Kind­heit, Inter­net und Medi­en. Die Stu­die zeigt, dass Kin­der in Deutsch­land mit einem brei­ten Medi­en­re­per­toire auf­wach­sen. In nahe­zu allen Haus­hal­ten sind Fern­seh­ge­rä­te, Smart­phones sowie ein Inter­net­zu­gang vor­han­den. In 82 Pro­zent der Haus­hal­te gibt es Radio­ge­rä­te. Nach Anga­ben der Eltern besit­zen Kin­der selbst noch ver­gleichs­wei­se wenig eige­ne Gerä­te. Dies nimmt jedoch mit dem Alter zu. Ab dem Alter von zehn Jah­ren besit­zen die Hälf­te der Kin­der ein eige­nes Smartphone.

Radio­hö­ren auf dem ers­ten Platz der gemein­sam ver­brach­ten Medienzeit

Die Unter­su­chung umfass­te nicht nur Nut­zungs­häu­fig­keit und Beliebt­heit ver­schie­de­ner Medi­en­ak­ti­vi­tä­ten, son­dern betrach­te­te auch, wel­che Medi­en Kin­der selb­stän­dig oder in Beglei­tung von Freun­den, Geschwis­tern und Eltern ver­wen­den. Damit erhiel­ten wir durch die Stu­die einen Über­blick über die Medi­en, die Kin­der unab­hän­gig nut­zen, und die­je­ni­gen, die einen direk­ten Aus­tausch ermög­li­chen. Zudem konn­te her­aus­ge­ar­bei­tet wer­den, wel­che Medi­en gemein­sam als „Fami­li­en­me­di­en“ genutzt werden.

In Bezug auf die Medi­en­ak­ti­vi­tä­ten, die Kin­der gemein­sam mit ihren Eltern aus­üben, steht das Radio­hö­ren mit deut­li­chem Vor­sprung auf dem ers­ten Platz. Es wird von mehr als der Hälf­te der Kin­der genutzt, so die KIM-Stu­die 2022. Etwa ein Vier­tel der Kin­der schaut zusam­men mit den Eltern fern, sieht DVDs/­B­lu-rays an oder forscht gemein­sam für die Schu­le. Ein Fünf­tel der Kin­der nutzt vor­wie­gend mit den Eltern zusam­men das Inter­net oder betrach­tet online Bewegtbilder.

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Radio­nut­zung am Mor­gen im Fokus

Im Laufe des Tages spie­len ver­schie­de­ne Medi­en eine unter­schied­li­che Rolle. Radio und Musik wird ver­mehrt zu Beginn des Tages gespielt. 30 Pro­zent hören beim Auf­ste­hen, 37 Pro­zent der Befrag­ten beim Früh­stü­cken. Auch beim Mit­tag­essen wird das Radio wie­der wich­ti­ger und auch bei den Haus­auf­ga­ben wird es neben­bei genutzt. Am stärks­ten medi­al beglei­tet ist das Schla­fen­ge­hen. Pod­casts, Hör­spie­le, Bewegt­bild und Radio bzw. Musik lie­gen mit einer Nut­zung von rund 15 Pro­zent der Befrag­ten gleichauf.

Musik ist im All­tag von Kin­dern ein zen­tra­les Element

68 Pro­zent der Befrag­ten hören min­des­tens wöchent­lich Musik. Davon 29 Pro­zent sogar täg­lich. Radio ist dabei für viele Kin­der ein fes­ter Bestand­teil im All­tag, wie wir in der Tages­nut­zung bereits erken­nen konn­ten. Min­des­tens ein­mal wöchent­lich hören 52 Pro­zent der Kin­der Radio, wobei ein Vier­tel dies täg­lich tut. 17 Pro­zent der 6- bis 13-Jäh­ri­gen nut­zen das Radio zumin­dest gele­gent­lich, wäh­rend 31 Pro­zent nie Radio hören. Es gibt hier­bei laut Stu­die keine signi­fi­kan­ten Unter­schie­de zwi­schen Mäd­chen und Jun­gen, jedoch nimmt der Anteil der Kin­der, die nie Radio hören, mit zuneh­men­dem Alter ab. Seit 2020 ist die täg­li­che Nut­zung des Radios sogar leicht um vier Pro­zent­punk­te angestiegen.

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70 Pro­zent der befrag­ten Kin­der nut­zen das Internet

Gegen­über 2020 ist die täg­li­che Inter­net­nut­zung etwas gestie­gen (+4 Pro­zent­punk­te), ins­be­son­de­re bei den 10- bis 11-Jäh­ri­gen (+8 Pro­zent­punk­te) und den 12- bis 13-Jäh­ri­gen (+7 Pro­zent­punk­te). Die am häu­figs­ten genutz­te Online-Akti­vi­tät der 6- bis 13-Jäh­ri­gen ist die Kom­mu­ni­ka­ti­on über Whats­App, die von 55 Pro­zent der Inter­net­nut­zer unter den Kin­dern nahe­zu täg­lich genutzt wird. Auf den nächs­ten Plät­zen fol­gen das Anschau­en von Fil­men und Vide­os im Inter­net und You­Tube, sowie die Nut­zung von Such­ma­schi­nen und Tik­Tok, wel­ches täg­lich von einem Fünf­tel der Kin­der genutzt wird. 38 Pro­zent hören min­des­tens wöchent­lich Musik; 13 Pro­zent über das Inter­net Radio.

Nut­zung von Alexa und Siri zum Musik­hö­ren beliebt

Fast ein Drit­tel der Inter­net nut­zen­den Kin­der (n=854) nutzt Diens­te wie Alexa oder Siri, wobei jeder Fünf­te diese regel­mä­ßig ver­wen­det und 11 Pro­zent sie täg­lich nut­zen. Das Geschlecht der Kin­der hat dabei kei­nen Ein­fluss. Mit stei­gen­dem Alter nimmt die täg­li­che Nut­zung zu. Dabei wird diese Funk­ti­on haupt­säch­lich zum Musik hören genutzt, danach fol­gen die Infor­ma­ti­ons­re­cher­che und das Stel­len von Wissensfragen.

Akti­ve Suche im Inter­net häu­fig nach Musik

In der KIM-Stu­die wurde auch unter­sucht, wel­che The­men Kin­der selb­stän­dig recher­chie­ren. Am meis­ten suchen sie nach schu­li­schen Infor­ma­tio­nen (71 Pro­zent). 51 Pro­zent der Kin­der suchen aktiv nach Kau­fin­for­ma­tio­nen und 45 Pro­zent suchen, wenn sie ein Pro­blem lösen möch­ten. Dicht gefolgt von der Suche nach Musik mit 41 Pro­zent. Wei­te­re The­men sind Sport und digitale Spie­le, Frei­zeit­an­ge­bo­te, Handy/Smartphone und Bas­tel-/Ex­pe­ri­men­tier­an­lei­tun­gen. Etwa ein Vier­tel der Kin­der suchen aktiv nach Infor­ma­tio­nen über Haus­tie­re, Stars, Umwelt und Mode. 21 Pro­zent der Kin­der suchen aktiv nach aktu­el­len Nachrichten.

Radio ver­mit­telt den Ein­druck von wirk­li­chem Leben

Eltern äußer­ten in der KIM-Stu­die am häu­figs­ten Beden­ken hin­sicht­lich der Nut­zung von Handys/Smartphones durch ihre Kin­der. Der Anteil der Eltern, die diese Nut­zung als zu inten­siv ein­schät­zen, ist jedoch von 28 Pro­zent im Jahr 2020 auf 21 Pro­zent im Jahr 2022 gesun­ken. Die Nut­zung von Inter­net­vi­de­os und Spie­len auf Smart­phones und Com­pu­tern wird eben­falls als zu hoch ein­ge­stuft, obwohl auch hier die Beden­ken im Ver­gleich zu 2020 abge­nom­men haben. Die Nut­zung von Büchern, DVDs/­B­lu-rays und Radio wird von den Eltern hin­ge­gen nicht als über­mä­ßig bewer­tet. Sech­zehn Pro­zent der pri­mä­ren Erzie­hungs­be­rech­tig­ten sind der Ansicht, dass das Radio die Vor­stel­lungs­kraft anregt. Fünf­zehn Pro­zent sind der Mei­nung, dass Kin­der durch das Radio ler­nen kön­nen und vier­zehn Pro­zent glau­ben, dass das Radio einen rea­lis­ti­schen Ein­druck vom Leben vermittelt.

Fazit – Radio ist und bleibt ein wich­ti­ger Teil des Alltags

Die KIM-Stu­die 2022 zeigt, dass Kin­der mit einer brei­ten Palet­te von Medi­en auf­wach­sen. Trotz des gro­ßen Ange­bo­tes ver­brin­gen sie am meis­ten gemein­sa­me Medi­en­nut­zungs­zeit mit ihren Eltern beim Radio­hö­ren. Die Nut­zung des Radios und der Musik ist vor allem mor­gens hoch. Rund 70 Pro­zent der Kin­der hören min­des­tens wöchent­lich Musik. Radio ist und bleibt ein wich­ti­ger Teil ihres Alltags.

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Quel­le: Bei­trags­bild via Adobe Stock von Olha Tsi­plyar, KIM-Stu­die 2022 – Medi­en­päd­ago­gi­scher For­schungs­ver­bund Südwest