Künst­li­che Intel­li­genz für regio­na­le Medien

In loser Rei­hen­fol­ge grei­fen wir neue Ent­wick­lun­gen in unse­rem Blog auf, die sich anschi­cken, sich im Markt durch­zu­set­zen. Nach­dem die Künst­li­che Intel­li­genz (KI) vor eini­gen Jah­ren noch rein ein Thema für die Uni­ver­si­tä­ten und For­schungs­ein­rich­tun­gen war, kommt es immer mehr in der rea­len Wirt­schaft an. 

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Quel­le: Jutta Gott­schalk, modi­fi­ziert durch STUDIO GONG

Anwen­dungs­fel­der mit­tels KI

Bei­na­he täg­lich begeg­nen einem nun schon neue Anwen­dungs­fäl­le in die­sem Bereich. Wir haben KI oder auch eng­lisch Arti­fi­ci­al Intel­li­gence (AI) bereits im Bereich der Online Wer­bung in der Spotein­spie­lung über unse­ren Tech­no­lo­gie­part­ner AdsWizz im Ein­satz. Lesen Sie hier­zu gerne unse­ren Blog­bei­trag mit dem Titel STUDIO GONG ermög­licht dyna­mi­sche Spots mit­tels KI.

Wir sehen bereits heute eine ganze Reihe von Anwen­dungs­fel­dern, bei denen KI hel­fen kann, die Pro­zes­se zu optimieren:

  • Wer­be­aus­spie­lung: daten­ge­steu­er­te Spotselektion
  • Fein­pla­nung: selbst­ler­nen­de Zusam­men­stel­lung der Wer­be­blö­cke anhand vor­ge­ge­be­ner Kriterien
  • Wer­be­kon­trol­le: Qua­li­täts­kon­trol­le der Wer­be­aus­spie­lung der eige­nen Kanä­le oder des Wettbewerbs
  • Musik­pla­nung: Opti­mie­rung der Musik­pla­nung auf­grund Nutzungsdaten
  • Tar­ge­ting: Ana­ly­se der Hörer­da­ten und Zusam­men­stel­lung von Segmenten
  • Audio­tran­skrip­ti­on: Text-to-Speach – Über­tra­gung von Spra­che in Text, um dies z.B. über die Home­page oder die Apps aus­spie­len zu können

Um die nahe­zu unbe­grenz­ten Mög­lich­kei­ten im Audio­be­reich zu illus­trie­ren: Es gibt inzwi­schen sogar eine KI-Anwen­dung aus dem Deep Lear­ning-Bereich, die an der Stim­me erkennt, ob jemand an Coro­na erkrankt ist. Die span­nen­den Facts sind dem NDR-Info Pod­cast Radio-Visi­te: Künst­li­che Intel­li­genz erkennt Coro­na an der Stim­me” zu entnehmen.

Dies sind nur ein paar Bei­spie­le, wie man das Trend­the­ma KI heute schon sehr kon­kret grei­fen und sich vor­stel­len kann, wie dies schon bald in unse­re Tools Ein­zug fin­den wird. Der enor­me Druck zur Effi­zi­enz­stei­ge­rung durch die Trans­for­ma­ti­on der Medi­en, die immer wei­ter voran schrei­ten­de Ato­ma­ri­sie­rung der Medi­en­an­ge­bo­te und der Son­der­ef­fekt Coro­na zei­gen die unbe­ding­te Not­wen­dig­keit auf, unse­re tech­no­lo­gi­schen Pro­zes­se zu ver­bes­sern und das Wer­be­an­ge­bot struk­tu­riert und mit moder­nen Tools dem Markt anbie­ten zu können.

Mit Jutta Gott­schalk haben wir heute eine Exper­tin als Gast­kom­men­ta­to­rin an Bord, die sich seit vie­len Jah­ren mit Media­pla­nung – ins­be­son­de­re im Hör­funk – aus­ein­an­der­setzt und sich nun als Dozen­tin und Bera­te­rin mit dem Trend­the­ma KI beschäf­tigt. Viel­leicht kann Jutta Gott­schalk heute auch Sie von den Mög­lich­kei­ten der KI begeistern!

Linie Gastbeitrag

Wie ist die all­ge­mei­ne Lage zum Ein­satz von KI in Deutschland?

Laut einer aktu­el­len Bit­kom-Umfra­ge in 600 Unter­neh­men aller Bran­chen glau­ben gut zwei Drit­tel aller Befrag­ten, dass KI die wich­tigs­te Zukunfts­tech­no­lo­gie ist. Der Anteil der Unter­neh­men, die den Ein­satz pla­nen oder dis­ku­tie­ren, ist seit 2020 von 22 auf 30 Pro­zent gestie­gen. Aller­dings wer­den KI-Anwen­dun­gen aktu­ell nur in 8 % aller Unter­neh­men ein­ge­setzt. Ist KI dann über­haupt im Moment relevant?

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Quel­le: bitkom

In der Ver­mark­tung wur­den vor allem die Bei­spie­le der inter­na­tio­na­len Digi­tal­kon­zer­ne dis­ku­tiert. Die stra­te­gi­sche Bedeu­tung von KI für alle Medi­en­un­ter­neh­men wird inzwi­schen breit akzep­tiert. Bei den gro­ßen deut­schen Play­ern ver­folgt z.B. Ber­tels­mann seit 2019 das Ziel, „in den Berei­chen Cloud, Data und Künst­li­che Intel­li­genz zum tech­no­lo­gisch füh­ren­den Medien‑, Ser­vices- und Bil­dungs­un­ter­neh­men (zu) wer­den.“ Laut einer Stu­die von BDZV und SCHICKLER zu den Trends der Zei­tungs­bran­che 2021 schät­zen 76 % aller Ver­la­ge das Arbei­ten mit Daten, Algo­rith­men und Künst­li­cher Intel­li­genz als exis­ten­zi­ell rele­vant bzw. als hoch rele­vant ein. Für Radio lie­gen lei­der keine Infor­ma­tio­nen vor. Aller­dings sind kon­kre­te Pro­jek­te noch eher sel­ten. Der lang­sa­me Auf­bau von Know-how auf der einen Seite und ein „Chaos an Mög­lich­kei­ten, Anwen­dun­gen, Funk­tio­na­li­tä­ten und Tools“* auf der ande­ren Seite füh­ren zu einer abwar­ten­den Hal­tung vie­ler Unter­neh­men, die mehr Sicher­heit zum stra­te­gi­schen und wirt­schaft­li­chen Nut­zen eines KI-Pro­jekts benötigen.

*Rains­ber­ger, Livia (2021), KI – die neue Intel­li­genz im Ver­trieb. Tools, Ein­satz­mög­lich­kei­ten und Poten­zia­le von Arti­fi­ci­al Intel­li­gence, S. 44, Wiesbaden.

Was genau ist eigent­lich Künst­li­che Intelligenz?

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Quel­le: Jutta Gottschalk

Künst­li­che Intel­li­genz ist der Über­be­griff für Anwen­dun­gen, bei denen Maschi­nen men­schen­ähn­li­che Intel­li­genz­leis­tun­gen erbrin­gen wie z.B. „das Lösen von Pro­ble­men, Erklä­ren, Ler­nen, Sprach­ver­ste­hen“*. Beim Ein­satz in Unter­neh­men spre­chen wir von schwa­cher Künst­li­cher Intel­li­genz. Star­ke Künst­li­che Intel­li­genz wird eher mit dem „Ter­mi­na­tor“ asso­zi­iert und gilt als Sci­ence-Fic­tion. Es gibt nicht die KI, son­dern eine Viel­zahl von KI-Metho­den, die je nach Auf­ga­ben­stel­lung ein­ge­setzt wer­den. In einer ver­ein­fach­ten Dar­stel­lung las­sen sich u.a. zwei wich­ti­ge Teil­be­rei­che für Busi­ness­an­wen­dun­gen unterscheiden:

Das klas­si­sche maschi­nel­le Ler­nen arbei­tet mit mathe­ma­ti­scher Logik und sta­tis­ti­schen Metho­den, um struk­tu­rier­te Daten aus klei­nen oder gro­ßen Daten­sät­zen zu ana­ly­sie­ren, dar­aus zu ler­nen und begrün­de­te Ent­schei­dun­gen zu tref­fen. Der Mensch greift dabei an bestimm­ten Stel­len in den vor­he­ri­gen Pro­zess ein. Bei­spie­le für maschi­nel­les Ler­nen sind Pro­dukt­emp­feh­lun­gen und Prognosen.

Deep Lear­ning ver­wen­det künst­li­che neu­ro­na­le Netze, um unstruk­tu­rier­te Daten wie Bil­der, Texte, Audio und Video aus sehr gro­ßen Daten­sät­zen zu ana­ly­sie­ren, Mus­ter zu erken­nen und Schluss­fol­ge­run­gen zu zie­hen. Deep Lear­ning-Model­le kön­nen selbst­stän­dig ler­nen. Der Mensch greift in den Pro­zess nicht ein und kennt nur Input und Out­put. Deep Lear­ning hat u.a. die Erfol­ge der Sprach­er­ken­nung der letz­ten Jahre ermöglicht.

In der Unter­neh­mens­pra­xis domi­nie­ren heute regel­ba­sier­te Anwen­dun­gen des klas­si­schen maschi­nel­len Lernens.

*Gentsch, Peter (2019), Künst­li­che Intel­li­genz für Sales, Mar­ke­ting und Ser­vice, Mit AI und Bots zu einem Algo­rith­mic Busi­ness – Kon­zep­te und Best Prac­ti­ces, S. 18, 2. Auf­la­ge, Wiesbaden.

Was kann künst­li­che Intel­li­genz für regio­na­le Medi­en leisten?

Die KI-Metho­den sind eben­so viel­fäl­tig wie die Ein­satz­be­rei­che von KI in der Ver­mark­tung. Emp­feh­lens­wert ist zu Beginn die digitale Stand­ort­be­stim­mung des Unter­neh­mens: Wo ste­hen Sie auf dem Weg zu einem von Daten und Algo­rith­men unter­stütz­ten Unter­neh­men? Auf die­ser Basis erfolgt dann die Dis­kus­si­on mög­li­cher Pro­jek­te, ihre Eva­lu­ie­rung und Prio­ri­sie­rung im Rah­men der Unternehmensstrategie.

Künst­li­che Intel­li­genz wird heute laut Arti­fi­ci­al Intel­li­gence Trend­stu­die 2021 der inter­na­tio­na­len Hoch­schu­le IUBH vor allem zur Opti­mie­rung von Pro­zes­sen, aus Effi­zi­enz­grün­den und zur Ent­las­tung der Mit­ar­bei­ter eingesetzt.

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Quel­le: Trend­stu­die 2021 von iubh.de, Seite 5

Für Ellen Rohde von der IUBH reicht das nicht: „Die Stu­die zeigt, dass das enor­me Poten­zi­al von AI noch nicht voll erkannt wird. Unter­neh­men den­ken in Bezug auf AI noch zu kurz­fris­tig. Mit­hil­fe von AI-Metho­den las­sen sich zum Bei­spiel kom­men­de Trends erken­nen und die Chan­cen neuer Märk­te oder Pro­duk­te vor­her­sa­gen. Anstatt also nur im ‚Jetzt‘ zu reagie­ren, müs­sen Unter­neh­men ins Agie­ren kom­men. Genau in die­sem Bereich liegt das große Poten­zi­al von künst­li­cher Intelligenz.“

Klei­ne und mitt­le­re Unter­neh­men zögern häu­fig beim Thema KI, weil sie enor­men Auf­wand und hohe Kos­ten befürch­ten. Tat­säch­lich aber pro­fi­tie­ren gera­de diese Unter­neh­men vom Ein­satz von KI, weil es inzwi­schen viele SaaS-Lösun­gen gibt, die mit wenig Auf­wand imple­men­tiert wer­den können.

Für den Ein­stieg eig­nen sich z.B. fol­gen­de Themen:

  • Hörer-/Le­ser­mar­ke­ting: einen Chat­bot für die Kom­mu­ni­ka­ti­on mit Hörern und Lesern ein­set­zen, z.B. für Fra­gen zu Pro­gramm, Songs, Mode­ra­to­ren oder Gewinnspielen
  • Kun­den­mar­ke­ting: Mar­ke­ting Auto­ma­ti­on ein­füh­ren, z.B. auto­ma­ti­sche Per­so­na­li­sie­rung von E‑Mails oder auto­ma­ti­sche Opti­mie­rung von E‑Mail-Betreff­zei­len zur Stei­ge­rung der Öffnungsraten
  • Markt­for­schung: regel­mä­ßi­ge Daten­er­he­bung, ‑ver­ar­bei­tung und ‑aus­weis auto­ma­ti­sie­ren und damit beschleunigen
  • Sales Ena­blem­ent: Ver­triebs­in­for­ma­tio­nen intern effi­zi­ent zur Ver­fü­gung stel­len, z.B. durch eine Wissensdatenbank
  • Ope­ra­ti­ons: Stan­dard­ab­läu­fe digi­ta­li­sie­ren und (teil-)automatisieren, z.B. digitale Erfas­sung und Ver­ar­bei­tung von Rechnungen

Ein paar Tipps für den Start

Fan­gen Sie klein an und prü­fen Sie bei­spiels­wei­se fol­gen­de Ideen: Star­ten Sie mit einem ein­fa­chen Pro­jekt, das schnell Nut­zen für Kun­den oder Mit­ar­bei­ter lie­fert, und machen Sie erste Erfah­run­gen. Imple­men­tie­ren Sie FAQs auf Ihrer Web­site, um Daten zu sam­meln. Suchen Sie Part­ner für die gemein­sa­me Daten­samm­lung und den Daten­aus­tausch. Bauen Sie inter­nes KI-Know-how auf.

Mei­nung

Die Coro­na­kri­se trifft die regio­na­len Medi­en sehr. Des­we­gen gibt es im Moment weni­ger Mög­lich­kei­ten für große Zukunfts­pro­jek­te. Aber die Zukunft könn­te schon vor­be­rei­tet wer­den. Wir brau­chen die brei­te Dis­kus­si­on rund um Künst­li­che Intel­li­genz in der Ver­mark­tung regio­na­ler Medi­en – zu den The­men, den Ideen für Ein­satz­be­rei­che, den Chan­cen und den Risi­ken und zur Mach­bar­keit. Ich glau­be, KI wächst expo­nen­ti­ell – und es bleibt nur noch wenig Zeit, um den Vor­sprung ande­rer Play­er aufzuholen.“

Zur Per­son

Jutta Gott­schalk ist selbst­stän­di­ge Unter­neh­mens­be­ra­te­rin, Refe­ren­tin, Medi­en­ma­na­ge­rin, Chan­ge Mana­ge­rin, Media-Pla­ne­rin, Ger­ma­nis­tin, Ver­lags­kauf­frau, Läu­fe­rin und Grie­chen­land-Fan. Mehr unter: https://www.juttagottschalk.de/.

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